Auch wenn es viel zu früh ist, um eine Bilanz des Treffens zu ziehen, das wir gerade erlebt haben, hier in wenigen Worten ein Resümee eines Teils des Organisationsteams, das zu diesem Zeitpunkt erschöpft, fröhlich und enthusiastisch ist.
Mehr als 1.000 Menschen nahmen am Ende des Sommers an den zehn Tagen des Treffens ländlicher und kleinbäuerlicher Kämpfe teil, die gerade in der Nähe von Bure am 3. September zu Ende gegangen sind.
Mit über 150 Workshops, runden Tischen, Konferenzen, Filmvorführungen, Theaterstücken und Konzerten war die Veranstaltung ein grandioser Erfolg und ein Höhepunkt des diesjährigen Anti-Atomkraft-Kampfes in Frankreich. Mit einer starken internationalen Beteiligung, die durch das italienisch-katalanische Übersetzungskollektiv Coati erleichtert wurde, konnten wir unseren Horizont erweitern und stundenlang debattieren, um unsere Ideen und Projekte für eine zukunftsfähige kleinbäuerliche Landwirtschaft zu bereichern.
Das Ziel der aus unseren Schubladendenken heraus zu kommen und strömungsübergreifend zu diskutieren spiegelte sich in der großen Vielfalt an Alter, Horizonten und sozialer Herkunft der Teilnehmer*innen wider. Wir konnten mit Viehzüchter*innen und Antispeziesist*innen über die verschiedenen Ansätze der Landwirtschaft diskutier, Stadt und Land zusammenbringen und uns über die unterschiedlichsten Methoden des Widerstandes austauschen.
Wir haben auch unsere Positionierungen gegen die Neubelebung der Atomenergie und für wünschenswerte Zukunftsperspektiven in unseren Gebieten gestärkt. Wir gehen inspiriert und voller Motivation nach Hause, um mit neuen Netzwerken und Arbeitsgruppen weiterhin eine bäuerliche, ökologische und revolutionäre linke Bewegung in Europa und darüber hinaus aufzubauen.
Die meisten Teilnehmer*innen kamen aus Frankreich und Westeuropa, jedoch war einer der wichtigsten Punkte der zehntägigen Veranstaltung die Teilnahme der internationale Delegation. Mit Redner*innen aus Palästina, dem Maghreb, Subsahara-Afrika und Nord- und Südamerika nahmen die Debatten eine internationalistische Ausrichtung an, die von einer für alle spürbaren Solidarität geprägt war. Ob es um Fragen des Landbesitzes oder des Extraktivismus, den Klimawandel, Antirassismus, Antikolonialismus, Feminismus oder Klassenkampf ging, die Breite der Perspektiven hat uns alle beeindruckt. Ohne alle Themen aufzählen zu können, möchten wir die Arbeit zu dem Widerstand gegen die Ausbeutung von Migrant*innen durch die Agrarindustrie hervorheben. Diese Ungerechtigkeit muss mit starkem Widerstand von unten rechnen, wie es insbesondere die Frauen aus Huelva (Andalusien) oder die Kollektive A4 oder Codetras hervorgehoben haben.
In diesen zehn Tagen erlebten wir außerdem ein Feuerwerk des Kümmerns, Zuhörens und des gegenseitigen Respekts – bislang sind uns keine größeren Zwischenfälle bekannt geworden, worüber wir uns sehr freuen. Fünf Kantinenkollektive, sowie fünf Bauernhöfe aus der Region und ein Bäckerteam arbeiteten jeden Tag für das Wohlbefinden unserer Geschmacksknospen. Die Fammenküchle und Bäuer*innenbrote der Ami-es de la Conf’, die Crêpes der ACAB und die Friterie du Progrès sorgten für Abwechslung in den täglichen Mahlzeiten. Was die Presse betrifft, war das Echo insgesamt positiv – bezüglich unserer unabhängigen, selbstverwalteten Medien hoffen wir auf euer Rückmeldung und eure Beiträge in verschiedenen Formen. Bereits jetzt fangen wir an Fanzines, Podcasts und Radiosendungen (die von Radio Zinzine und Radio Dreyeckland im Camp produziert wurden) auf die LPR-Website zu stellen. Schickt eure Beiträge doch bitte an presse@lpr-camp.org.
Die Treffen endeten mit einer lauten, fröhlichen und ausgelassenen Demonstration, die die Notwendigkeit unterstreichen konnte, sich dem Cigéo-Projekt zu widersetzen und dies auf transnationale Weise zu tun. Das Camp und die Demonstration verlief ohne größere Zwischenfälle, trotz des ständigen (internationalen) Polizei- und Überwachungsdrucks. Die eingesetzten Überwachungsmittel und die Infiltration der Demonstration durch als “schwarzer Block” getarnte Polizisten führten zu logisch nachvollziehbaren Reaktionen der maßvollen Konfrontation. Die Kontrollen, Schikanen und einige vorübergehende Festnahmen zeigten, dass die legalistische Zusammenarbeit (u. a. Anmeldung des Camps und der Demonstration), die wir im Vorfeld beschlossen hatten, in Frage zu stellen ist. Ob Angemeldet oder nicht, die Polizeipräsenz und die Repressionen waren jeden Tag sichtbar. Zwar gelang es uns nicht, das Labor Bure-Saudron zu „entwaffnen“, in dem die ANDRA die gefährlichsten Abfälle, die der französische Atomstaat produziert, vergraben will, aber wir haben dennoch daran gearbeitet, seine unzähligen Schwachstellen zu entlarven und neue Anti-Atomkraft-Bündnisse zu schmieden.
Ein großes Dankeschön geht an alle Gruppen, Kollektive und Strukturen, die sich im Vorfeld und während des Camps und beim abbau engagiert haben. Während wir dies schreiben, schreitet der Abbau mit großen Schritten voran und Barnum, Toiletten und Zelte werden wieder eingepackt.
Ein unglaubliches Abenteuer geht zu Ende, aber der Widerstand geht weiter. Wir hoffen, dass alle gut nach Hause kommen. Das Camp wird uns in Erinnerung bleiben, weil es unseren Widerstand und unseren Wunsch, eine bessere Welt zu schaffen, gestärkt hat – gegen das Grau und die Kriege des neoliberalen, patriarchalen und ökozidalen Systems.
Wenn Ihr Notizen, Zeichnungen, Literaturtips aus den Workshops, Vorträgen etc. habt schickt sie uns doch zu, damit wir sie auf der Homepage veröffentlichen können: cr@lpr-camp.org
Einige von uns träumen bereits von einer weiteren Camp, und einige Menschen haben sich zusammengetan um das bald 500-jährige Jubiläum der Bauernaufstände zu feiern und gemeinsam zu protestieren.
Lokal handeln und global denken!
Die Zukunft wird bäuerlich sein, oder das Lebendige verpufft!
CIGEO wird niemals gebaut, ANDRA verpiss dich, der Widerstand ist fruchtbar!
Leave a Reply